Was passiert eigentlich, wenn wir uns statt guten Vorsätzen im neuen Jahr, die richtigen Fragen stellen?
DIE MACHT DER RICHTIGEN FRAGEN
Ich sitze vor meinem dampfend, heißen Tee und drehe den schlauen Spruch zu mir, den das Etikett des Teebeutels für mich bereithält. Der Tee schmeckt, der Spruch gefällt mir.
„Wenn du dich mit dir selbst identifizierst, widerfährt dir viel Gutes.“
Ganz bei mir sein in diesem Jahr, das klingt vielversprechend.
Gute Vorsätze im herkömmlichen Sinne habe ich heuer keine. Denn so wohlwollend diese Vorsätze mit uns sind, so sehr sie ein gutes Ziel verfolgen, so stehen sie doch mit erhobenem Zeigefinger neben uns und schauen streng auf uns herab, wenn wir es mal wieder versemmeln.
Sie begleiten uns, wenn wir nach nur zwei Wochen Trainingsroutine wieder in alt bewährte Muster verfallen und wie ein Faultier auf der Couch lümmeln, uns morgens lieber die Decke über den Kopf ziehen, als den Supersmoothie zu mixen und lösen dabei ein mächtig schlechtes Gewissen aus.
Ich schaue in mein Teeheferl, als fände ich darin Antworten auf die Frage, was wünsche ich mir für dieses Jahr?
Worauf ich keine Lust habe weiß ich - auf einen erhobenen Zeigefinger.
Mir ist nach einem liebevolleren Umgang mit mir selbst, nach mehr Leichtigkeit im Alltag und in meinem Tun, gleichzeitig nach Produktivität bei den Dingen die mir wichtig sind.
Dem erhobenen Zeigefinger zeige ich also den Mittelfinger.
Sollen sich andere auf ihre Vorsätze stürzen. Ich frage lieber weiter und schaue in mein Teeheferl. Ich frage, um etwas tiefer zu gehen, zu hinterfragen warum mir Dinge wichtig sind, was ich möchte und was nicht.
Die nächste Frage richtet sich an meinen ersten Impuls zu einem bestimmten Thema, also an meine Intuition. Schließlich will ich dieses Jahr ganz bei mir sein, mehr Leichtigkeit und so…
Tut mir das gut?
Lässt sich auf alle Bereiche des Lebens anwenden. Es geht darum neutral in Situationen hinein zu spüren, zu schauen was tue ich da eigentlich gerade und warum? Tut mir dieser Job, diese Beziehung, dieses Essen, dieses Verhalten etc. gut? Was sind die wiederkehrenden Themen, die ich mir anschauen sollte, die mich immer wieder ins Straucheln bringen? Es müssen nicht immer die großen Lebensthemen sein, sondern kann auch einfache Gewohnheiten betreffen.
Zum Thema Verhalten: Tut es mir z.B. gut, wenn ich mich am Abend der Bequemlichkeit hingebe und das Chaos des Tages einfach liegen lasse?
Warum tut es mir gut oder auch nicht?
Kurzfristig denkt mein Gehirn, ganz klar „Hab ich mir nach dem langen Tag verdient! Es ist gerade so schön angenehm und entspannend, Serie schauen und dann von der Couch ins Bett, sonst nichts.“ Doch weiß ich, dass mein nächster Tag schon frühmorgens mit Stress beginnt, wenn die Rucksäcke nicht gepackt sind, das Gewand erst gesucht werden muss, kein Essen für Mittag vorbereitet ist und alles herum liegt, ich zu spät aus dem Haus komme und angespannt in den Tag starte. Meine kurzfristige Entscheidung zugunsten der Bequemlichkeit zahle ich also mit dem Preis des morgendlichen Stresses.
Habe ich mir die ersten beiden Fragen ehrlich beantwortet, kann ich mich fragen:
Habe ich die Bereitschaft es zu ändern?
Jetzt, wo ich weiß, dass es Themen gibt, die ich anders angehen kann damit es mir gut geht, stellt sich die Frage nach meiner Bereitschaft. Denn für meine gewünschte Leichtigkeit muss ich gleichzeitig aus meiner Komfortzone kommen. Oder kehre ich weiterhin die gleichen Häufchen unter den Teppich, über die ich dann bald wieder stolpern werde?
Wie kann ich mich selbst dabei unterstützen, meine wiederkehrenden Themen zu verändern, um für mich selbst das bestmögliche aus Situationen herauszuholen?
Ich nehme mir z.B schon bevor ich es mir auf der Couch gemütlich mache Zeit, um alles für den nächsten Tag zu richten.
Vielleicht kann ich jemanden anderen darum bitten, gewisse Aufgaben zu übernehmen.
Ich koche vor und friere ein, dann ist das Essen unter der Woche kein großes Thema.
Oder ich stehe am nächsten Morgen früher auf, damit ich nicht in Stress gerate.
Die richtigen Fragen ermöglichen es uns neue Perspektiven wahrzunehmen und regen zu einem selbst reflektierten Denken an.
Sie gestatten es uns, Ziele und Vorhaben klarer zu definieren und ihnen eine tiefe intrinsische Bedeutung zu geben. Statt einem Vorsatz wie „ich möchte mehr Gewicht verlieren“, können wir uns Fragen „Warum ist es mir wichtig Gewicht zu verlieren?“ oder „Wie kann ich meinen Körper liebevoller behandeln?“
Fragen bringen uns dazu unsere Werte zu hinterfragen. Sind meine aktuellen Handlungen mit meinen tiefsten Überzeugungen vereinbar? Sind es meine Überzeugungen oder habe ich diese irgendwann mal übernommen? Wir lernen uns selbst besser kennen mit all unseren Stärken und Schwächen.
Ich merke gerade, es gibt für mich noch so viel fragend zu entdecken. Doch mein Tee ist inzwischen leer. Erst muss Nachschub her.
Welche richtig guten Fragen stellst du dir? Ich freue mich über deine Antwort in den Kommentaren!